10 Rp. lebhaftpreussischblau, die linke untere Hälfte eines
diagonal halbierten Werts (Seidenfaden ausgezogen), farbfr. und wo
noch
10 Rp. lebhaftpreussischblau, die linke untere Hälfte eines
diagonal halbierten Werts (Seidenfaden ausgezogen), farbfr. und wo
noch vorhanden weissrandig, ursprünglich als ganze Marke verwendet
und mit dunkelblauem "PD" des Postkreis Aarau (AW 354) entw.,
halbiert und zum Schaden der Post mit hellblauem "PD" des Postkreis
Aarau (AW 357) und beigefügtem Fingerhutstp. "MELLINGEN 8. NOV. 54"
in derselben Farbe auf kleinformatigem Faltbrief nach Büblikon als
5 Rp.-Porto für den 1. Briefkreis erneut verwendet, wobei die
neuerliche Entwertung exakt so platziert wurde, dass bei etwas
kräftigerer Stempelfarbe das ursprüngliche "PD" sauber überdeckt
worden wäre. Rücks. Distributionsstp. "MELLINGEN 8. NOV. 54". Eine
interessante und äusserst seltene, doppelt verwendete 10
Rp.-Halbierung als perfider Portobetrug; Atteste Hertsch (1971),
Berra (2012) und Herrmann (2023). Anmerkung: Als Übeltäterin muss
die von 1849 bis 1864 als Posthalterin von Mellingen tätige
Genoveva Wassmer angenommen werden, die durch die Wiederverwertung
der gebrauchten Marke wohl die vom Absender einkassierte Differenz
von 5 Rp. zurückbehalten konnte; ein Vorhaben das umso einfacher zu
realisieren war, als das Dorf Büblikon noch im Zustellbereich des
Postbüros Mellingen lag, sodass der manipulierte Brief nie durch
die Hände eines anderen Postbeamten gehen musste. Wassmer wurde
Anfang 1864 wegen "Uebertretung des Postregals" fristlos aus dem
Postdienst entlassen. Referenz: Abgebildet und ausführlich
diskutiert in: Max Hertsch, "Achtung - Postbetrüger!", BBZ 9/1971,
S.131f (Kopie beiliegend)