Lot 62
Switzerland Canton Basel

Basler Taube der ersten Auflage in der lebhaftblauen Nuance, Druckform I, Position 3 mit markanten schwarzen Flecken beim 'L' von 'BASEL', farbfrisch und dreiseitig weissrandig mit leichtem Relief, rechts ohne äussere schwarze Randlinie, zart und übergehend entwertet mit grossem Zierkreisstempel "BASEL 12 OCT 1845 NACH-MITTAG" (AW 6034) in rot auf zierlichem Faltbrieflein adressiert an "Jungfrau Louise Hofmann an der Eisengass, Basel". Rücks. Distributionsstp. "BASEL 12 OCT. 1845 NACH-MITTAG". Ein bezauberndes Damenbrieflein, das kleinste bekannte mit einer Basler Taube und noch dazu die erste bekannte Entwertung mit dem Zierkreisstempel mit Tageszeitangabe. Signiert Stock und Nussbaum, Atteste Reuterskiöld (1925) und Marchand (2025). SBK=CHF 50'000. Anmerkung: Bei Einführung der Briefmarken verfügte die Basler Stadtpost über zwei verschiedene Datumstempel, beides grosse Zweikreisstempel französischen Fabrikats, die sich lediglich am Inhalt des unteren Aussenkreises unterschieden. Bei einem ziert diesen ein schlichtes Blumenornament (AW 5327), während der andere, wesentlich funktionaler, die auswechselbaren Tageszeitangaben "VOR-" resp. "NACH-MITTAG" aufweist (AW 6034). Die beiden Stempel wurden anfänglich zu streng unterschiedlichen Zwecken und wohl auch an unterschiedlichen Arbeitsplätzen im Postbüro eingesetzt: Ersterer diente zur Stempelung der Briefe bei Annahme und somit ggf. auch zur Entwertung der Briefmarken, während letzterer unmittelbar vor ihrer Distribution auf der Rückseite der Briefe angebracht wurde, sodass diese wenigstens rudimentär einem der drei täglichen Zustellgänge zugeordnet werden konnten. Der vorliegende Brief ist der einzig bekannte aus dem Jahr 1845 bei dem diese Regel gebrochen und die Marke mit dem Distributionsstempel entwertet wurde, möglicherweise weil die Entwertung bei Annahme vergessen gegangen war. Auch aus den Jahren 1846 (1) und 1847 (3) sind solche Zufallsentwertungen bekannt, ab 1848 wurde der Stempel mit Tageszeitangabe dann auch routinemässig zur Entwertung eingesetzt. Referenz: Abgebildet und diskutiert in: Werner Herold, "Basler Taube", S. 47 sowie in: Jean Paul Bach, "Basler Tauben - Historische Briefe 1845-1852", S.5. Provenienz: Kurt Sander, Februar 1972, Los 419; Rapp-Auktion, Wil (SG) 25.-27. November 2002, Los 58
